33% von über 2.100 von McKinsey befragten Führungskräften, sehen die eigene #Firmenkultur und das Verhalten der Mitarbeiter, als die größte Barriere in der digitalen Transformation (“Culture for a digital age”, McKinsey). Wow! Die Unternehmenskultur rückt wieder in den Blickpunkt! Das hat sich auch unter Investoren herumgesprochen: “Zeit zum Handeln!” etwa mahnt Jens Wilhelm, Vorstand der Union Investment, und “Unternehmenskultur braucht mehr Aufmerksamkeit … nachdem das Thema allzulange vernachlässigt wurde – von Vorständen, Aufsichtsräten und auch Investoren”. Und das gilt nicht nur für die “digitale Kultur”, sondern viel mehr noch für eine Kultur, die die “Corporate Social Responsibility” verkörpert!
#Unternehmenskultur per se ist veränderungsresistent
Und in der Tat. Lange Zeit haben sich die Manager um dieses Thema gedrückt. “Das Softe machen wir danach. Jetzt machen wir erst Mal die Strategie”, sagte mir ein Manager vor einer letztlich gescheiterten Fusion. Er sah die Relevanz des kulturellen Wandels nicht. Das hängt wohl auch mit dem Wesen der Unternehmenskultur zusammen. Sie hat eine ganz spezifische Eigenschaft, die sie so widerstandsfähig macht gegen Veränderungen: “Kultur ist alles, was selbstverständlich ist im Unternehmen” (darüber hatte ich schon vor Jahren geschrieben). Und das Selbstverständliche wird zumeist ja nicht hinterfragt. Und noch weniger gern geändert, weil es ja auch eine behagliche Sicherheit vermittelt.
Also, da haben wir dann auch schon die 2 Hauptgründe, warum die Unternehmenskultur sich Veränderungen widersetzt:
Sie muss als solche zuerst mal erkannt, wahrgenommen und hinterfragt werden können
Ist eben oft nicht der FallDie Beteiligten müssen sodann gewohnte Annahmen aufgeben, aus vertrauten Denkschablonen und #Verhaltensmustern kognitiv und emotional “aussteigen” (können).
Nicht ganz so einfach!
Eben darin liegt der Grund, “dass McKinsey zu dem Schluss (kommt), dass ein #Kulturwandel immer langsamer und komplexer vor sich geht als ein technologischer Change“ (aus Christiane Pütter, McKinsey Studie, Beim digitalen Mindset hapert es am meisten). Ich denke, dass dürfte jedem Verantwortlichen in der Wirtschaft aus eigener Erfahrung unmittelbar einleuchten. Daher nun die entscheidende Frage: wie geht man den Kulturwandel an, wo sind die Parameter, an denen man ansetzen muss?
Die schlechte Nachricht zuerst: Unternehmenskultur verändert man nicht einfach so. Einfach an ein paar Stellschrauben drehen? Spielt sich nicht. Ist ganz schön tricky, weil Kultur eben nicht direkt verändert werden kann. Die Veränderung kann man gewissermassen nur “über die Bande spielen”. Nur so geht’s. Versuchen Sie nicht, den Kulturwandel mit Wertekatalogen, Unternehmensgrundsätzen oder Kulturbeauftragten zu beginnen. Langweilt die Beteiligten, vergeudet Zeit und Geld in unfruchtbaren Diskussionsrunden (“Werte-Gruppen”) und führt zu nichts. Die gute Nachricht: es gibt immer auch eine achtsame Lösung – Mindful Solutions. Und dazu brauchen sie keine überdimensionierten Change-Projekte.
Mindful Transformation: Kultur “von innen” und “von oben” her verändern
Unternehmenskultur verändern Sie dann, wenn zuerst der Chef und seine Führungsmannschaft, dann die Mitarbeiter, beginnen, einige der persönlichen Achtsamkeitsprinzipien systematisch auf den Alltag im Unternehmen anzuwenden. Das ist gemeint mit “von innen”:
Den offenen Geist eines Anfängers pflegen
Nur wahrnehmen, sich beim Werten beoachten
Die eigenen Gedanken und Gefühle aus der Distanz betrachten
Loslassen können
Und das Ganze beginnt mit der engsten Führungscrew, also “von oben”. Geben Sie die Illussion auf, ein paar Berater und Kulturbeauftragte könnten dem Boss und seinen Führungskräften die Arbeit abnehmen und einen Kulturwandel bei den Mitarbeitern mit Teambuilding-Methoden herbeiführen. Auch das habe ich in der Praxis schon gehört. Vergessen Sie’s! Der Chef selbst und sein engster Führungszirkel sind die ersten Kulturbotschafter. Niemand sonst. Und dorthin, wo diese ihre Aufmerksamkeit lenken (=Achtsamkeit!), dorthin orientiert sich dann auch die Unternehmenskultur. “Energy flows where attention goes”, sagen die Amerikaner kurz und bündig. So geht das. Schauen wir also, mit welchen Mitteln Sie die Veränderung der Unternehmenskultur angehen können.
Die Offenheit eines Anfängers pflegen
Ist gar nicht so schwer. Erinnern Sie sich einfach daran, wie Sie neu in eine Firma gekommen sind. Alles war neu, es gab für Sie nichts Vertrautes, nichts Selbstverständliches. Sie mussten beobachten und nochmals beobachten. Um herauszufinden, was und wer wichtig ist, welche Annahmen dahinter stecken, wie man sich “richtig verhält”. Kurz: Was die Menschen als selbstverständlich ansehen. “Warum schicken die dem Boss jede Mail in Kopie?”, “Warum geht einer nach dem anderen vorzeitig aus der Sitzung?”, “Wie reden die so abfällig über Kunden?”, “Wie funktioniert ein Get-Together?”. Im Grunde machten Sie eine persönliche Kulturanalyse, damit Sie sich überhaupt zurechtfinden. Warum also das systematisch nicht genau so heute wieder anwenden – auf den Kulturwandel? Und beginnen mit der Frage nach dem “Purpose”: “Wozu ist unser Unternehmen eigentlich da?”. Dazu brauchen Sie Achtsamkeits-Qualifikation, ein kleines Team und einen guten Fragenkatalog. Aber sicherlich keine große Schar an Beratern.
Nur wahrnehmen – und sich beim “Werten” beoachten
Sehr schwer! Weil wir alle meinen, ständig werten zu müssen. “Die schaut mich heute wieder so abweisend an” – eine Wertung. “Das Gespräch mit dem Chef wird ablaufen wie immer” – eine Wertung. “Schreibt völlig belangloses Zeugs” – eine Wertung. Obwohl wir im Grunde nicht wissen können, was wirklich dahintersteckt, was dazu führt. Es sind nur unsere Annahmen, es ist nur unsere Sicht. Nicht notwendiger die Sicht der anderen oder die “richtige” Sicht. Das zu erkennen – das ist die Kunst der Achtsamkeit! Zu erkennen, dass Sie wieder mal werten. Mehr nicht. In diesem Sinne “nur wahrnehmend”, unvoreingenommen durch den Arbeitsalltag gehen, durch das Unternehmen gehen. Sich achtsam dabei beobachten. Da lernen Sie unglaublich viel über sich selbst – und gleichzeitig über die Unternehmenskultur um sich herum. Nutzen Sie das systematisch für Ihre Unternehmens-Kulturanalyse.
Die eigenen Annahmen, Gedanken und Gefühle “aus der Distanz sehen”
Ja, das geht in der Tat. Eine ganz zentrale Fähigkeit, die Sie durch Achtsamkeit erweitern können. Denn wie anders kommen Sie den eigenen Selbstverständlichkeiten auf die Schliche? “Ich sollte nicht so viel loben”. Warum eigentlich? “Die Kunden fühlen sich wohl bei uns”. Echt? “Führung zeige ich durch reden”. Ach so? Schon mal was anderes probiert? Es geht um die sogenannte “Meta-Kompetenz” – sich von oben herab sehen zu lernen. Und damit zu sehen, dass sich die vielen Selbstverständlichkeiten zu automatischem Denken und Handeln aufsummieren. Also: Selbstwahrnehmung pflegen – einzeln und als Team. “Wir hatten gedacht, die Mitarbeiter sehen uns als Unterstützung – aber dass sie uns als Hemmschuh wahrnehmen, hätten wir nie gedacht”, so die überraschende Erkenntnis eines Geschäftsführungs-Teams nach einer ehrlichen Reflektion.
Loslassen können
Ja genau, wird heute nur leider allzu häufig vergessen. Da stürzt man sich in der Firma mit Eifer auf das Neue – sei es die Strategie oder ein Zukauf. Und trägt den dabei den großen und schweren Rucksack des Alten noch stets mit sich herum. So wollen Sie den Marathon gewinnen? Mühelos laufen können? Sicher nicht. Sie haben mit den vorherigen Schritten Ihre alten Denkmuster erkannt, Sie können diese schon aus der Distanz betrachten – und nun müssen Sie “nur” noch lernen loszulassen.
Au weia! Wie geht das denn? Bei blossen Gedanken noch recht einfach. Mit Achtsamkeitsmethoden lernen Sie, diese “einfach stehenzulassen”. Aber das ist leider nicht die ganze Geschichte. Denn Sie müssen noch wissen, dass jeder Gedanke an eine Energie im Körper gekoppelt ist (wir nennen das auch “Gefühl”) und damit auch dort verankert ist. Diesen Teil müssen Sie auch mit angehen. Sonst wäre das mit den guten Vorsätzen im Leben ja recht einfach – sie beschließen “ab morgen ess’ ich weniger” und ab morgen tun Sie das dann auch. Wirklich? Sie wissen genau, dass es im Leben so nicht geht. Aber warum nicht? Weil Sie eben meist die emotionale Seite der Vorsätze vergessen (hatte ich im Januar Blog schon beschrieben). Aber nur damit haben Sie die Chance, Ihre alte Unternehmenskultur loszuwerden.
Vom Purpose zum Spirit, von Werten zur Performance
Mit Achtsamkeit bei sich und im Team bereiten Sie den Boden, auf dem die Unternehmenskultur wächst. Der Mindset aller Beteiligten wird offen, flexibel, locker. Offen für Reflexion, bereit für Veränderungen. Nun kann gesät werden. “Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten”, war eine meiner Führungsmaximen (Zitat stammt von Böckmann aus der St. Gallener Managementschule). Also: Warum gibt es das Unternehmen, welchen Unterschied machen wir? Sind einige der Fragen, die zunächst die Führungscrew für sich beantworten können muss. Und: Was treibt uns? Wie arbeiten und kommunizieren wir zusammen? Wie wirken wir nachhaltig? In einem mehrstufigen achtsamkeitsbasierten Transformationsprozess werden Sinn und Zweck (neudeutsch “purpose”), Mission, Werte, Spirit herausgeschält.
Kopf, Herz und Geist der Beteiligten werden gleichermaßen einbezogen. Die Mindful Solution also.
Damit gelingt der Wandel der Unternehmenskultur.
Mit achtsamen Grüßen,
Ihr Friedhelm Boschert
Comentarios