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AutorenbildFriedhelm Boschert

Hören Sie auf rumzureden – stellen Sie die richtigen Fragen!

Aktualisiert: 4. Feb. 2019




„… was wirklich Probleme löst, was wirklich Dinge voranbringt ist - einfach die richtigen Fragen stellen“, resümiert Prof. Edgar Schein, MIT. Und eine aktuelle Studie kommt zum Ergebnis: „Mit den richtigen Fragen … steigen Zufriedenheit und Motivation bei den Mitarbeitern. Und damit das Engagement und die Leistungsbereitschaft.“, so Prof. Van der Quaquebeke von der Kühne Uni in Hamburg. Höchste Zeit also sich mit der „Kunst des Fragens“ zu befassen.


Das ist doch in der Tat bemerkenswert! Er zählt zu den ganz großen Wissenschaftlern seines Fachs, prägte eine ganze Generation mit seinen Ideen zur Organisationskultur und Prozessberatung, beriet im Laufe seines Berufslebens Hunderte von Unternehmen – Edgar Schein, Professor emeritus für Management am MIT. Um mit 83 Jahren in einem schmalen Büchlein mit dem Titel „Humble Inquiry“ als Essenz seiner Erfahrungen festzuhalten: „Doch all meine Lehr- und Beratungserfahrungen haben mich überzeugt, dass das, was wirklich Beziehungen zwischen Menschen schafft, was wirklich Probleme löst, was wirklich Dinge voranbringt ist - einfach die richtigen Fragen zu stellen“. Gerade Führungskräfte müssten das noch lernen, setzt er hinzu. Nämlich die Kunst, unvoreingenommen, bescheiden und demutsvoll zu fragen – anstatt pausenlos zu reden.


Reden, reden, reden – und die Mitarbeiter verlieren die Lust.

Ja, gerade in Unternehmen leben wir wirklich in einer Kultur des unablässigen Redens. Die Führungskraft müsse aktiv sein, dominant sein, müsse den Weg zeigen – mit diesem Selbstverständnis im Gepäck meinen viele Chefs alle Legitimation der Welt zu haben, um pausenlos zu reden. Sie reden selbst in Mitarbeitergesprächen mehr als ihre Mitarbeiter. Sie reden und reden, als wäre der Teufel der Stille hinter ihnen her, der sie nach nur einer Sekunde des Schweigens in eine tiefe Bedeutungslosigkeit hineinzerrt. Und? Was kann denn falsch sein am Reden? – werden Sie nun möglicherweise spontan einwerfen.

„Wissen Sie, dass Sie mir und allen Mitarbeitern so Ihre Geringschätzung zeigen“, fragte ich einmal meinen (Vielredner-) Chef. Einer müsse doch sagen, wo’s langgeht, so seine verärgerte Antwort, und das ginge nun mal nicht mit Schweigen und Fragen. Ach ja? Bloss keine Schwäche zeigen – das war seine Devise. Das lernten auch seine Mitarbeiter recht schnell. Und in einem solchen Klima war logischerweise „gefahrloses Sprechen“, offene Kommunikation, ehrliches Feedback überhaupt nicht angesagt. Mit allen negativen Konsequenzen für Transparenz und Risiko und vor allem für die Motivation der Mitarbeiter.


Mit Fragen die Motivation steigern

Die Chefs nämlich „…verbauen sich damit die Chance, ihre Mitarbeiter zu selbständigen Leistungsträgern aufzubauen“, resümiert Prof. Van der Quaquebeke. Er ging in einer Untersuchung, die im Academy of Management Review Juli 2016 erschien, der Frage nach, warum Führungskräfte, die öfter Fragen stellen, auf engagiertere Mitarbeiter zählen können. „Mit den richtigen Fragen fördere ich erstens eine Beziehung zu meinem Gegenüber. Zweitens vermittle ich meinem Gesprächspartner, dass ich ihn für kompetent halte, mir zu antworten. Und drittens gestehe ich ihm Autonomie zu, indem ich ihm die Formulierung und Gewichtung seiner Antwort überlasse. Wenn diese drei psychologischen Bedürfnisse erfüllt sind, steigen Zufriedenheit und Motivation bei den Mitarbeitern. Und damit das Engagement und die Leistungsbereitschaft.“, so Van der Quaquebeke im Interview.



Richtig fragen – aber wie?

Klingt doch super! Einfach fragen und los geht’s, so schwer kann das ja nicht sein, wird nun gleich der ein oder andere geneigte Leser sich selbst sagen. Doch Vorsicht, so einfach wie die meisten glauben, ist das nicht. Edgar Schein spricht nicht von ungefähr von „der einfühlsamen Kunst des Fragens“ („The Gentle Art of Asking“). Denn nur das richtige Fragen schafft die notwendige Qualität in den Beziehungen. Und hier kommt – Sie ahnen das schon: es gibt immer auch die achtsame Lösung – Mindfulness ins Spiel!

Denn das richtige Fragen ist offen, neugierig, kennt die Antwort noch nicht, kontrolliert nicht, ist nicht peinlich, ist aus echtem Interesse gespeist. Kurz: richtig fragen, heißt unvoreingenommen fragen! Dazu muss der Fragende sich zunächst einmal seiner möglichen Voreingenommenheit bewusst sein. Das ist im Grunde der schwierigste Teil – die ehrliche Selbst-Reflexion: Weshalb frage ich? Wie stehe ich zu dieser Person? Meine ich die Antwort schon zu kennen? Will ich etwas Bestimmtes hören? Was will ich damit ausdrücken?


Mit den Augen des Anfängers

Sind Sie sich darüber erst einmal im Klaren, dann hilft im nächsten Schritt das Achtsamkeits-Prinzip „Mit den Augen des Anfängers sehen“ weiter. Pflegen Sie eine offene und neugierige Haltung. Seien Sie neugierig auf die Person, nicht so sehr auf die Antwort. Und der andere wird sofort spüren, dass Sie ihn akzeptieren, dass Sie wirklich neugierig sind auf das, was er zu sagen hat.

Vermeiden Sie rhetorische Fragen: Wie geht’s? Vermeiden Sie peinliche Fragen: Sie werden aber schon noch fertig? Vermeiden Sie Kontroll-Fragen: werden Sie den Termin halten? Stellen Sie offene Fragen: Was tun Sie gerade? Was meinen Sie? Erzählen Sie mir mehr darüber! Wie geht es Ihnen im Projekt? Die beste Frage ist dann gestellt, wenn beide Seiten von der Antwort überrascht sind.


Beobachten Sie Ihre Reaktionen, während Sie zuhören. Drängen Sie Ihren Gesprächspartnern nicht in eine bestimmte Richtung? Wollen Sie nur die Bestätigung Ihrer Position? Nur wenn Sie nicht anleiten, nicht in eine Richtung drängen, nicht kontrollieren, nicht das Interesse nur heucheln, nicht sofort werten - nur dann entsteht jener Raum, in der „gefahrlose Kommunikation“ möglich ist und eine neue Qualität in der Beziehung entsteht. Und das wollen Sie ja, oder?


Mit Achtsamkeit sind Sie in der Lage, sich selbst zu beobachten. Auch während Sie fragen, auch während Sie zuhören. Sie schauen gewissermaßen aus der Perspektive eines Dritten auf sich selbst. Nicht anders funktioniert übrigens das Mindful Coaching: ich bin mir jederzeit meiner Haltung, meiner Wertungen, meiner Rolle bewusst. Bin präsent und schaffe damit Raum für Neues.


Fangen Sie doch gleich an damit!


Herzlichst,

Friedhelm Boschert

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